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Der Entspannungs-Garant. Eigentlich.

April 2020

Online-Shopping ist ja so easy und entspannt, they said. Ums klarzustellen: Ich bin keine Freundin davon. Eigentlich. Und vor kurzem – Corona-Einkauflust sei Dank – manifestierte sich das Eigentlich zu Eindeutig.

Das Durchforschen der digitalen Untiefen von Zalando und Co. macht mich unruhig, unzufrieden, «un-» eben. (Die Negations-Präfixe hätten mich vor der nachfolgenden Anekdote warnen müssen.) Meistens verbleibe ich bei meinen digitalen Shoppingtouren mit einem vollen Warenkorb oder Merkliste, die dann über Monate so ganz vorwurfsvoll digital vor sich hin gammelt und mit Erinnerungsmails immer mal wieder versucht, aus seinen Untiefen auf sich aufmerksam zu machen. Erfolglos. Eigentlich.

Doch auch vor mir hatte die Corona-Einkaufslust nicht ganz Halt gemacht und lockte mich auf den einen oder anderen digitalen Marktplatz. Wenn ich die Quarantäne schon bei meinem Freund verbringe – und wir so quasi einen ersten Versuch im Zusammenleben absolvieren – dann kann frau die Chance ja gleich nutzen und das (übergangsweise) gemeinsame Heim nach Geschmack ein bisschen ergänzen. Denn mein Essential N°1 hatte ich schmerzlich im WG-Zimmer zurücklassen müssen: Meine Yogamatte. (Fast schon eine Art zweite ernste Beziehung, die ich führe.)

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Mein Objekt der Online-Shopping-Begierde also: Eine Yogamatte. Eigentlich wirklich nichts Spezielles, bloss eine stinknormale Matte. So eine Matte eben, die sich geduldig mein unsägliches Fluchen beim Planking anhört. Mir beim Yoga und dem Suchen meiner inneren Mitte den nötigen Halt gibt. Oder mir – meistens nach den ersten paar Sekunden des oben erwähnten Plankings wie ein gestrandetes Walross liegen bleibend – beim Träumen vom nächsten Stück Schoggi fast schon lieblich den Bauch streichelt. Und auch auf den vorwurfsvollen Blick verzichtet, wenn ich mich danach tatsächlich ein Stück Schoggi mampfend wieder auf die Matte lege. (Yep, das mache ich manchmal wirklich. Einfach so aus Trotz. Und weil mir so liegend meine Fettpölsterchen gar nicht mehr so dramatisch erscheinen.)

Genau dieses besagte Teil wollte ich. Vorzugsweise in 4mm-Dicke. Ich würde aber auch Kompromisse eingehen – wie man das in einer echten Beziehung eben auch macht. Für meine Verhältnisse fast schon schnell, landete eine so ziemlich x-beliebige Yogamatte im Warenkorb und mein digitales Ich an der Kasse. Schon bald und so ganz unkompliziert sollte die Bestellung bei mir sein. Eigentlich.

Die Tage vergingen – ungesunde Homeoffice-Körperhaltung am Esstisch und Push-Nachrichten-Terror in Form von Corona-Updates machten sich langsam körperlich und psychisch bemerkbar. Die Schoggi spendete zwar nach wie vor Trost, doch die Unterlage für die geliebte Liegeposition fehlte. Die Entspannung, die ich mir durch den Kauf einer Yogamatte versprochen hatte, sollte ich mir wohl schwer verdienen. Und die Vorfreude, die so eine Online-Bestellung doch eigentlich machen müsste, mündete in purer Unzufriedenheit, Unruhe, «Un-» eben.

Wie sich herausstellte, war ich nicht die einzige mit der Sehnsucht nach Entspannung im eigenen Heim. Die Folge: Rückstände bei Yogamatten-Lieferanten. Der voraussichtliche Liefertermin und Moment der Entspannung: Unbekannt.

Wie ich dann letztendlich tatsächlich zu meiner Yogamatte kam, glich schon fast einer Heldenreise. (Eine Heldenreise, die sich aber nicht einmal lohnt, erzählt zu werden.) Darum kurz zusammengefasst: Stornierte Bestellungen, ein Kampf um die letzte Fitnessmatte am coop-Trophy-Gestell (natürlich mit 2 Meter Abstand) und beschädigte Post-Päcklis später, stand das Päckli vor der Haustür. Von der Reise zwar äusserlich etwas mitgenommen, aber endlich. Eigentlich.

Die langersehnte Yogamatte habe ich beim Schreiben dieser Kolumne immer schön im Blick. Sie steht jetzt da in ihrer vorgesehenen Ecke. Entspannen tut mich ihr Anblick aber nicht. Ich vermute auch, sie hat ein bisschen Corona dran. (Ich meine, nach dieser Reise, die sie hatte.) Ich glaube, ich sollte besser 2 Meter Abstand halten. Eindeutig.

Wer den Yogamatten doch noch eine Chance geben möchte, kann es ja mal mit dieser x-beliebigen probieren. Mein Freund setzt bei der Entspannung mehr auf Hängematten (seine Post-Päcklis sind seltsamerweise immer pünktlich angekommen). Und sonst dann eben doch der Griff zur Schoggi – z.B. von Garçoa mit fairen und transparenten Wertschöpfungsketten. Gibt es auch gleich im Schoggitiger-Abo, dann weiss man auch, dass sie immer pünktlich für einen da sein wird.

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